Mehr Höhenmeter wagen. Geht doch. Letztes Jahr noch panisch vermieden, dieses Jahr waren es ein paar mehr. Und auch sonst war es toll.

Erstmal die Route:

Gesamtstrecke: 1134.5 km
Maximale Höhe: 417 m
Minimale Höhe: 2 m
Gesamtanstieg: 6309 m
Gesamtzeit: 05:37:01
Download file: Normandie-gesamt-komprimiert.gpx

Ein paar Kilo- und Höhenmeter fielen der Komprimierung zum Opfer. Tatsächlich waren es laut Garmin 1161 km und 8.349 Höhenmeter.

Tops

Paris ist immer ein Top. Und immer gibt’s was Neues. Mit dem Riesenrad bin ich noch nie gefahren. Und nicht nur deswegen – nach Paris kann man immer fahren. In nur vier Stunden von Frankfurt.

Tuilerien-Riesenrad

Vor dem Riesenrad gab’s Stadtrundfahrt auf dem Weg zum Hotel, dann Stadtrundgang mit Louvre (von außen. Riesenschlangen für Innen, da wollten wir aber ohnehin nicht rein.) Und Galeries Lafayette, immer einen Besuch wert. Auf der Rückfahrt machte ich noch eine Stadtrundfahrt, mit Canal St. Martin, Freiheitsstatue, Place des Vosges, natürlich Jardin du Luxembourg, Notre Dame, Île Saint Louis…

Und was auch toll ist: An einem Sonntagmorgen in den Ferien durch Paris fahren. Nix los. Großartig. Die ersten Kilometer aus der Stadt raus fuhren wir noch zusammen, bzw. ich hing mich in Tanjas Windschatten.

Ab hier andere Routen. Und anderes Tempo. Tanja fuhr in etwa genauso viele Kilometer wie ich. Aber andersrum. Über Belgien und Holland zurück nach Frankfurt. Und schneller. Sie war eine Woche früher in Frankfurt als ich. Knappe 1.200 km in acht Tagen. Reschpekt.

Nächster Top. Heißt das wirlich nächster? Oder nächstes? Wie auch immer. Die Alabasterküste ist es, die Côte d’Albâtre (das war … französisch). Kreidefelsen direkt am Meer. Ich fuhr entlang ihr von Fécamp bis kurz vor Le Havre. Mit dem Höhepunkt Étretat. Okay, nicht nur für mich ein Höhepunkt, es war schon sehr voll, die Felsen bei Étretat sind eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Normandie. Aber zu recht.

Kreidefelsen bei Étretat

Und überhaupt. Das Meer. Egal wo, seien es die mondänen Badeorte wie Honfleur oder Deauville – oder die etwas leereren Küstenabschnitte wie bei meinem Lieblingscampingplatz, dem direkt an den Dünen bei Graye-sur-Mer. Ich habe übrigens meistens irgendwie Ebbe erwischt.

In der Normandie geht kein Weg an der Geschichte vorbei, genauer am zweiten Weltkrieg. Hier landeten am 6. Juni 1944 alliierte Truppen. Ein wichtiger Schritt zum Sieg über Deutschland und zur Befreiung Europas. Erinnerungen daran gibt es überall in der Normandie, besonders jedoch an den Landungsstränden rund um den Omaha-Beach. Eine andere Art Top. Bedrückend. In Zeiten, in denen in Europa wieder Krieg herrscht. Und doch, wenn man bedenkt, dass die Wehrmacht Frankreich überrannte, die Nazis das Land besetzten und dann die Alliierten es wieder befreiten – dann ist es schon erstaunlich, wie sich der Frieden in diesem Teil Europas durchgesetzt hat. Und ich heute einfach ohne Grenze mit dem Zug nach Paris fahren kann und mit dem Rad durch das Land des einstigen Erzfeinds.

Amerikanischer Soldatenfriedhof bei Omaha-Beach – es starben in den Invasionstagen mehrere hunderttausend Soldaten auf allen Seiten

Das Cap de la Hague ist der nördlichste Zipfel der Normandie. Der wildeste Teil der Normandie. Wobei, Norwegen ist es auch nicht. Nichtmal die Bretagne. Dennoch sehr schön, hügelig, viele kleine Buchten mit Stränden, kleine Fischerdörfer, kaum Tourismus. Letzteres hat auch einen nicht so schönen Grund, siehe Flops. Ich schaute lieber immer Richtung Meer als hinauf zur riesigen Wiederaufbereitungsanlage La Hague.

Hat man auch nicht immer. Aber wenn, dann ist heftiger Rückenwind ein absolutes Top. In die andere Richtung hätte ich verweigert. Aber sowas – das muss man genießen. So schnell war ich nie unterwegs.

Gut, auf Fotos sieht man Wind nicht sooo toll. Wurde auch noch stärker im Laufe des Tages

Ein bisschen wie Bonifacio auf Korsika wirkt Granville, auf einem Felssporn gelegen. Nur etwas nördlicher. Trotzdem nennt es sich Monaco das Nordens. Okay, also, die Assotiation ist wohl historisch, weil es schon recht früh ein Seebad mit Casino war. Sonst eher nicht so ähnlich. Zum Vorteil von Granville. Eine der schönsten kleinen Städte auf meiner Reise.

Die Sonne geht auf über Granville

Na klar, der Mont-Saint-Michel ist schon auch ein Top. Eine der Top-Sehenswürdigkeiten Frankreichs, und das zu recht. Da steht so ein Fels im Wattenmeer, warum eigentlich? Und dann bauen Mönche darauf eine Stadt. Okay, ein Kloster und ein paar Häuser. Im 19. Jahrhundert lebten tatsächlich über 1.000 Menschen dort, heute nur noch 27. Dafür ein paar Tausend Touristen pro Tag. Also, voll ist es schon. Egal, trotzdem: Top.

Radwege gibt’s nicht so wahnsinnig viele in Frankreich. Eigentlich wollte ich eine ehemalige Bahntrasse fahren, über knapp 70 km. Doch leider nicht asphaltiert, und bei komoot hieß es, wenn es regnet, sei der Belag etwas „unordentlich“. Das ließ ich dann lieber. Aber dennoch schickte mich komoot über viele kleine, kaum befahrene Straßen. Nicht nur auf dem Weg nach Paris, aber da vor allem. Großartig. Auch ein über 50-jähriger studierter Geograph will nicht mehr zu Papierkarten zurück.

Kleines Sträßchen kurz hinter L’Aigle. Mein Lieblingsortsname

Versailles ist schon auch klasse. Riesig. Da muss ich nochmal hin, auch ins Schloss rein. Ich begnügte mich diesmal damit, herumzulaufen. Am Morgen konnte man auch in die Gärten, später kostet es dann.

Das Schloss am Morgen

Flops

Weniger Flops als Tops. Zum Glück, wäre ja sonst ein bisschen doof. Und so richtig Flops sind die Flops auch nicht alle. Hört sich aber als Headline besser an.

Also, der erste Flop war Le Havre. Im Krieg komplett zerstörte Innenstadt, in den 1950er Jahren nach einem Plan von Auguste Perret einheitlich wieder aufgebaut. Zeittypisch in Beton. Vor Jahren war ich da und fand es gar nicht mal so schlecht. Nach wie vor interessant, einheitlicher Plan, für damalige Verhältnisse moderne Ideen vom Wohnen. Aber. Nun ja, ästhetisch gibt’s noch Luft. Und die Sonne schien. Im Regen sieht’s wohl noch trister aus mit dem Sichtbeton.

Le Havre. Betonös.

Der nächste Flop ist eigentlich kein Flop. Aber es ist die zweite Seite einer Medaille der Aufarbeitung der Geschichte des zweiten Weltkriegs rund um den D-Day. In jedem Ort gibt es ein Museum, es gibt jede Menge Postkarten und alle möglichen Kriegssouvenirs. Ein ungutes Gefühl bleibt dabei, wenn mit Krieg so viel Geld gemacht wird. Ist nur ein ungutes Gefühl, in der Summe finde ich es dann doch wieder gerechtfertigt, da es Teil wichtiger Erinnerungsarbeit ist.

Ein bisschen was ist da schon dran

Der dritte Flop ist wieder eine Stadt, Cherbourg. Irgendwie hatte ich mich überhaupt nicht informiert. Bin da trotz schönem Wetter in ein Hotel gefahren, um einen schönen Abend in einer idyllischen Hafenstadt zu machen. Der Reiseführer, den ich gekauft und kaum gelesen hatte, zählte zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt ein Atom-U-Boot – „quirlige Hafenstadt […] kein Ort, um dort länger Urlaub zu machen.“ Hätte ich das mal vorher gelesen, dann hätte ich eine Nacht mehr in einem Campingplatz gehabt.

Sehenswert in Cherbourg

Noch ein Flop war Regen. Da hatte ich allerdings eher Glück, richtig verregnet war ein Tag. Ansonsten ein paar Nächte, daher eher viele Hotelübernachtungen und der eine oder andere Schauer am Tag. Dennoch, der eine Tag auf der Rückfahrt nach Paris war nicht nett. Kalt, Regen. Brrr.

Der letzte Flop ist die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague. Das Cap de la Hague ist eigentlich ein sehr schönes Stück Normandie, kleine Dörfer, kleine Buchten und ein wenig wild. Man darf aber immer nur Richtung Meer schauen, im Landesinnern thront die Wiederaufarbeitungsanlage über dem Kap. Riesengroß, es führt eine vierspurige Straße dorthin. Aber immerhin, auch ein großer Teil der deutschen Atombrennstäbe wird hier bearbeitet.

Ausrüstung

Das Rad. Wie letztes Jahr, mein Gravelrad, Canyon Grail 7.0 al. Top. Es bleibt mein liebstes Reiserad. Ich glaube nicht, dass ich zurück zur MTB-Variante mit viel Gepäck gehe. Feld-, Wald- und Schotterwege sind machbar, Trails fahre ich ohnehin nicht. Und auf der Straße ist es schneller als das MTB. Immer noch Top. Und nicht eine Panne auf der Reise, ich musste nichtmal die Reifen aufpumpen.

Das Gepäck. Bikepacking-Taschen von Restrap, auch die top. Kleidungsmäßig war ich auf Sommer eingestellt, war es ja auch. Auf den letzten Tagen dann musste ich Weste und Armlinge anziehen, und ganz kurz ärgerte ich mich, die Knielinge nicht mitgenommen zu haben. Ansonsten hat alles gepasst. Irgendwie glaube ich zwar immer noch, dass ich effizienter packen könnte, aber gut. Das blaue auf dem Foto ist übrigens eine große Ikea-Tasche. Auch sehr nützlich. Damit transportierte ich während der Zugfahrten alles Gepäck, während das Rad in die TranzBag kam. Und auf den Campingplätzen transportierte ich damit trockene Kleidung zur Dusche.

Das Setting

Zur Technik. Nix geht mehr ohne Handy. Meins war das Samsung Galaxy S22+, auf dem schrieb ich auch diesen Blog. Bearbeitete die Fotos mit Photoshop Express. Schaute nach dem Wetter. Und, klar, instagram und Facebook. Und natürlich plante ich auch die Routen. Die komplette Route hatte ich vorab geplant, doch unterwegs gab es die eine oder andere Änderung, und wenn ich das Ziel für den Abend kannte, nutzte ich auch diese Route, wg. „Entfernung zum Ziel“. Ich plante auf komoot, übertrug die GPX-Datei nach Garmin Connect und von dort dann an das Navi.

Das war neu, Garmin Edge 1040 Solar. Top. Ich habe es in diesen 12 Tagen genau einmal aufgeladen – und am Ende in Paris war der Akku immer noch bei über 40 %. Die Solarladefunktion ist klasse. Inzwischen kann man sogar während die Aufzeichnung einer Strecke läuft, also im Laufe des Tages, eine neue Route laden und einstellen. „Sogar“, hm, eigentlich sollte das doch selbstverständlich sein. War es aber bisher ärgerlicherweise nicht. Was mir noch fehlt, ist eine Angabe wie „Reisekilometer“. Das gibt es bei der Edge-Reihe immer noch nicht, vielleicht bessert Garmin da mal nach. Die Edges dürften ja häufiger für Bikepacking-Reisen genutzt werden. Mein Oregon konnte das.

Zur Stromversorgung hatte ich zwei Powerbanks dabei, 20.000 und 30.000 mAh. Leider habe ich ein Kabel zu wenig dabei gehabt, sodass ich Akku und Handy nicht gleichzeitig laden konnte. Allerdings, doch nicht so schlimm, den Akku musste ich gar nicht laden. Dank der Solarladeflächen hält der Akku ziemlich lange. Und da ich doch häufiger als geplant in Hotels nächtigte, konnte ich dort immer wieder alles aufladen. Einmal gab ich eine Powerbank bei der Rezeption an einem Campingplatz ab und ließ sie über nacht laden. Nur an einem Campingplatz habe ich so Ladeboxen entdeckt, die waren in einem Aufenthaltsraum. Mit Pin gesichert, konnte man auch hier Geräte aufladen.

Und das Zelt ist von Decathlon. Forclaz MT900 für zwei Personen. Für zwei Personen sicher zu klein, soviel Nähe ist nie gut. Aber ich alleine war gut aufgehoben. Ich kann darin sitzen, das meiste Gepäck mit reinnehmen. Schlafsack ist auch von Decathlon, da die Nächte nicht sehr kalt waren, hatte ich da auch keine Probleme. Die Isomatte ist eine Sea-to-Summit Ultralight L. Keinerlei Probleme, für mich ausreichend bequem.

Das Zelt am Campingplatz von Fécamp

Statistik

Zunächst wieder die Richtungsverteilung. Irgendwie kann das aber diesmal nicht stimmen. Ich habe die selbe Excel-Vorlage genommen wie bei den anderen Touren – doch eigentlich müssten doch gefühlt östliche und westliche Richtungen dominieren. Tun sie aber nicht. Seltsam. Leider verstehe ich meine Excel nicht mehr so richtig, das ist das Problem, wenn man schlecht (=gar nichts) dokumentiert… Sollte ich den Fehler noch finden, wird es noch korrigiert. Aber vielleicht stimmt es ja auch, who knows?

Es waren etwas weniger Regionen als das letzte Mal, genaugenommen nur zwei. Île-de-France und, überraschenderweise auch mit den meisten Kilometern, die Normandie.

Wenn auch wenige Regionen, so bin ich denn doch in allen Départements der Normandie gewesen. Es sind die fünf obersten. Am meisten im Département Manche, auch das ist nicht überraschend, wenn man mal schaut, wo es sich befindet.

Der Mittelwert der diesmal durchfahrenen Départements ist …

60 – Puy-de-Dome

Okay, dat ist irgendwie blöd. Da fließen ja die 15 km in Hauts-de-Seine genauso ein wie die 413 in Manche. Ist ja fast wie im Senat in den USA. Also, schauen wir auf das Repräsentantenhaus – und bilden den Mittelwert, gewichtet nach den in den Départements gefahrenen Kilometern. Un da ist das Mitteldépartement:

47 – Lot-et-Garonne

Viele Sehenswürdigkeiten waren auf dem Weg, darunter einige der Top-Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Von den 15 meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs lagen sechs an meiner Route. Notre Dame de Paris, Eiffelturm, Louvre, Versailles – die komplette Liste ist recht Paris-lastig, so auch mein Anteil. Aber immerin haben es auch zwei Orte in der Normandie in die Top-15 geschafft, der Mont-Saint-Michel und Omaha Beach.

Notre Dames gibt es allerdings sehr viele, kumuliert dürften sie vielleicht sogar in die Top-10 der Welt kommen. Ich bin an 18 vorbeigefahren. Sah drei Freiheitsstatuen, darunter eine von den fünf in Paris. Und nur einen Eiffelturm

Meine Freiheitsstatuensammlung dieser Reise:

Barentin
Ourville-en-Caux
Paris

Die Etappen

Und hier nochmal alle Etappen chronologisch:

Etappe 1 – geradeaus nach Rouen

Etappe 2 – ans Meer!

Etappe 3 – die große Brücke

Etappe 4 – weniger Berge, dafür kurz

Etappe 5 – D-Day-Day

Etappe 6 – mal wieder über 100 km

Etappe 7 – Kap des Windes

Etappe 8 – guter Wind

Etappe 9 – sowas wie ein Ruhetag

Etappe 10 – Le Mont-Saint-Michel

Etappe 11 – au revoir, Meer

Etappe 12 – Sonnencreme gespart

Etappe 13 – und dann kommt es anders …

Etappe 14 – das große Schloss

Etappe 15 – der große Schluss

Dat war’s. Ach ja, falls jemand Typos findet – please tell me. Bis auf diesen Post sind alle irgendwie abends am Handy geschrieben, ich habe schon einiges korrigiert, aber es sind sicher noch welche drin.

Ansonsten freue ich mich natürlich auch über anderes Feedback. Bis bald!

Categories: NormandieRadreise

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