Eine schöne Reise war es. Mit vielen Highlights, einigen eher weniger interessanten Passagen, viel Sonne, viel Rückenwind und wenig Höhenmetern. Ein kurzes Fazit.

Route

Erstmal die ganze Tour im Überblick.

Gesamtstrecke: 1133.16 km
Maximale Höhe: 251 m
Minimale Höhe: -1 m
Gesamtanstieg: 3346 m
Gesamtzeit: 00:40:53
Download file: Loire-Atlantik gesamt.gpx

Immerhin etwas mehr Höhenmeter als die Radstrecke des Ironman in Vichy. Okay, zugegeben, verteilt auf ein paar mehr Kilometer.


Highlights

Die Loire. Der längste Fluss Frankreichs, 1.006 km braucht sie vom Zentralmassiv bis zum Atlantik. Und ist als einer der letzten großen Flüsse Europas ungezähmt, nicht kanalisiert. Und daher auch erst ab Nantes für große Schiffe zu nutzen. Vor der Reise fürchtete ich ja etwas, dass es ein wenig langweilig werden könnte, kaum Berge, Abwechslung nur durch die Orte und Schlösser. Aber weit gefehlt. Der Fluss war tatsächlich an vielen Stellen faszinierend. Wenn auch ziemlich leer. Je nach Tageszeit gab es immer wieder unterschiedliche Impressionen. Es war tatsächlich nie langweilig.

Aber natürlich waren auch die Schlösser Highlights. Mein Lieblingsschloss ist Chenonceau, die Schlossbrücke. Brücke allerdings über den Cher, nicht über die Loire. Es war auch das einzige, das ich von innen besichtigte. Besichtigungswürdig wären sicher auch die Schlösser von Chambord, Amboise, Blois und viele weitere gewesen – kann ja sein, dass ich irgendwann nochmal dort bin.

Der Loire-Radweg selbst war auch ein Highlight. Er ist der letzte – oder erste – Teil des EuroVelo 6 vom Schwarzen Meer an den Atlantik. Gut ausgeschildert, gut ausgebaut, häufig asphaltiert, ansonsten gut befahrbarer Belag. Und häufig auf dem Deich, sodass die Loire gut zu sehen war. Selten bin ich auf einer Radreise so wenig Autos begegnet…

Der Loire-Radweg bei Gien

Die Campingplätze. Also, die an der Loire. Die waren häufig auf die Radtouristen eingestellt, mit Aufenthaltsräumen, Akkulademöglichkeiten – ja, viele der Radreisenden sind inzwischen elektrisiert unterwegs, Kühlschränke. Und großzügige Stellplätze, manchmal auch einfach große Wiesen.

Campingplatz bei Cosne

Nantes werde ich nochmal ansteuern, vielleicht ohne Fahrrad. Ich bin nur durchgefahren, habe kurze Mittagspause gemacht – aber ich will mehr sehen. Die ehemaligen Hafengelände, die neu entwickelt wurden, das Schloss, die Altstadt, die Passagen. Außerdem gibt’s ein Erstligastadion.

Nantes, in der Passage Pommeraye

Die Ferien des Monsieur Hulot. Ein 50er-Jahre-Film von und mit Jacques Tati. Neben „Mon Oncle“ mein Lieblingsfilm von Tati. Okay, so viele gibt’s auch gar nicht. Gedreht wurde in Saint-Marc-sur-Mer, an der Antlantikküste nahe Saint-Nazaire, für mich ein kurzer Abstecher.

Plage de Monsieur Hulot

Die Inseln Noirmoutier und . Auch flach wie die Atlantikküste – aber Inseln haben immer nochmal etwas Eigenes. Ein bisschen langsamer als „der Kontinent“, alles ist ein bisschen kleiner, ruhiger. Und, klar, man ist immer nah am Wasser. Große Inseln sind es ja nicht. Auf jeden Fall versöhnten sie mich etwas mit der sonst eher langweiligen Atlantikküste.

Abendstimmung am Ende der Île de Nourmoutier

La Rochelle. Würdiger Schlusspunkt. Und Kontrapunkt zum Start der Reise in Vichy. Dort, etwas verfallender Kurort, gefühltes Durchschnittsalter weit über 60, hier eine Universitätsstadt, gefühltes Durchschnittsalter etwa die Hälfte. Schöne Lage am Atlantik, malerischer Hafen, Altstadt mit Laubengängen, lebendige Markthalle…

Markthalle in La Rochelle

Nicht so ganz Highlights

Die Atlantikküste. Also, natürlich nur auf dem Stück, dass ich gefahren bin. Auch da gab es schöne Abschnitte, Ebbe-Flut ist für mich immer ein faszinierender Gegensatz. Aber trotz allem – die Küste ist weitgehend flach. Und touristisch sehr erschlossen, eine Fünf-Sterne-Campingfabrik an der anderen. Eher etwas zum schnell durchfahren, auch die Orte waren eher langweilig. Aber immerhin: Meer. ist ja auch schon. Aber auch der Radfernweg, der EuroVelo 1, der Atlantikküstenradweg, war in diesem Abschnitt häufig nix für mich. Häufig sandig, schwierig zu fahren. Ich habe daher meist die Straße benutzt.

Tours. Okay, ich bin nur kurz durch, aber es hat mir nicht gefallen. Nichts, was ich gerne nochmal sehen würde. Eine Kathedrale mit einem fast schon grotesk banalen Vorplatz. Ein Schloss … nun ja, nicht das größte und von außen auch nicht sonderlich beeindruckend. Wahrscheinlich tue ich der Stadt hier unrecht, wahrscheinlich müsste ich mich nur besser informieren … aber ich mag nicht.

Manche Teilstücke des Loireradwegs. Insbesondere vor Nantes: Loire nicht zu sehen, recht schmaler geschotterter Weg direkt an der Bahntrasse. Okay, das waren wirklich nur kurze Stücke, von daher schmälern sie mein Gesamturteil über den Weg kaum.


Ausrüstung

Das Rad. Mein Gravelrad, Canyon Grail 7.0 al. Top. Bisher mein bestes Reiserad. Auf der Straße – für meine Verhältnisse – schnell, auf Feld-, Wald- und Schotterwegen komfortabel genug. Für Trails wohl eher nix, aber sowas will ich auch gar nicht fahren. Einziger Wermutstropfen war das Lenkerband, das sich recht schnell löste. Dafür kann das Rad aber nichts. Werde ich nochmal zurück auf das Stevens-MTB-Reiserad mit Gepäckträger & Co.? Sag niemals nie, aber ich glaube nicht.

Das Gepäck. Bikepacking-Taschen von Restrap, auch die top. Die Rahmentaschen sind nicht ganz wasserdicht, als das Rad in der einen Nacht mit viel und heftigem Regen lag, waren die Inhalte feucht. Wichtiges und empfindliches sollte also ggf. noch extra eingepackt werden. Die Packsäcke der Sattel und Lenkertasche waren wasserdicht. Ansonsten war ich auf Sommer eingestellt. Klamotten eher wenig, so gut wie keine Baumwolle. Am Packen muss ich vielleicht noch etwas arbeiten, das fühlte sich nicht optimal an. Diesmal nutzte ich die Rolltechnik, aber vielleicht geht da noch was. Ideen?

So sah das vollbepackte Rad aus

Zur Technik. Nix geht mehr ohne Handy. Meins war das Samsung Galaxy S22+, auf dem schrieb ich auch diesen Blog. Bearbeitete die Fotos mit Photoshop Express. Schaute nach dem Wetter. Und, klar, instagram und Facebook. Und natürlich plante ich auch die Routen. Die komplette Route hatte ich vorab geplant, doch unterwegs gab es die eine oder andere Änderung, und wenn ich das Ziel für den Abend kannte, nutzte ich auch diese Route, wg. „Entfernung zum Ziel“. Ich plante auf komoot, übertrug die GPX-Datei nach Garmin Connect und von dort dann an das Navi.

Das war neu, Garmin Edge 1040 Solar. Top. Ich habe es in diesen 12 Tagen genau einmal aufgeladen – und am Ende in Paris war der Akku immer noch bei über 40 %. Die Solarladefunktion ist klasse. Inzwischen kann man sogar während die Aufzeichnung einer Strecke läuft, also im Laufe des Tages, eine neue Route laden und einstellen. „Sogar“, hm, eigentlich sollte das doch selbstverständlich sein. War es aber bisher ärgerlicherweise nicht. Was mir noch fehlt, ist eine Angabe wie „Reisekilometer“. Das gibt es bei der Edge-Reihe immer noch nicht, vielleicht bessert Garmin da mal nach. Die Edges dürften ja häufiger für Bikepacking-Reisen genutzt werden. Mein Oregon konnte das.

Zur Stromversorgung hatte ich zwei Powerbanks dabei, 20.000 und 30.000 mAh. Genutzt habe ich nur die große, und nur für das Handy. Navi musste nicht aufgeladen werden, siehe oben, auch der E-Book-Reader nicht. Die Powerbank lud ich bei den Hotelübernachtungen wieder auf, das reichte. Manchmal nutzte ich auch Steckdosen in Aufenthaltsräumen der Campingplätze, an einem gab es sogar „normale“ Stecker an den Stromversorgungsdingern.

Und das Zelt ist von Decathlon. Forclaz MT900 für zwei Personen. Also, mit zwei Personen würde ich da ungern drin liegen. Für mich alleine war es genau die richtige Größe. Ich habe neben Isomatte noch etwas Platz für diversen Kram, und kann aufrecht darin sitzen. Zudem war es wasserdicht, in der Nacht mit dem recht starken Regen blieb alles trocken.

Das Zelt.

Statistik

Noch ein bisschen mehr Statistik. Gefällt mir ja. Wie man oben an der Route unschwer erkennen kann – es ging hauptsächlich in Richtung Westen. Das zeigt sich auch statistisch, wie die alte Excel-Berechnung von der Nord-Süd-Tour bewies. Leider etwas schlecht dokumentiert, ich weiß nicht mehr, wie ich darauf kam. Aber das Ergebnis scheint plausibel. Und es zeigt, dass ich ziemlich ungewöhnliches Glück mit dem Wind hatte. Der war zwar selten sehr stark, kam aber im ersten Teil der Tour vorwiegend aus östlichen Richtungen…

Dann die Regionen, in denen ich unterwegs war. Am längsten in Pays-de-la-Loire und Centre-Val-de-Loire, was nicht sonderlich überraschend ist. Ein paar Kilometer habe ich auch im Burgund gemacht, Nevers ist die fünftgrößte Stadt der ehemaligen Region Bourgogne.

Der Blick auf die Départements. Die meisten Kilometer habe ich im langweiligsten Departement gemacht, in der Vendée. Wobei auch die Île de Noirmoutier dort liegt, und die ist nicht langweilig. Aber immerhin über 450 Kilometer in Départements, in deren Namen die Loire steckt. Das ist doch was.

Und wenn man nun den Mittelwert der Departementsnummern ermittelt, dann ist dies … tada …

43 – Haute Loire

Verrückt. Aber eigentlich ist das nicht sauber. Da ist geht ja das Département Allier, in dem ich 21 km unterwegs war, genauso ein wie das Département Loire-Atlantique mit 181 km. Also muss ich die Départemente nach den in ihnen gefahrenen Kilometern gewichten. Und somit ist das Durchschnittsdepartement:

51 – Marne

Hm. Sehr dünn besiedeltes Lothringen. Ich fürchte, diese Rechnerei führt zu keinen belastbaren Aussagen. Dann mache ich mal Schluss. Das war’s. Bis zur nächsten Reise. Oder gibt’s noch Fragen?


Hier nochmal die Links zu den einzelnen Etappen, in chronologischer Reihenfolge:

Etappe 1: Meine ersten Kilometer an der Loire

Etappe 2: Das erste Schloss

Etappe 3: Schlösser – Kernkraftwerke 3:2

Etappe 4: Der Schnellkochtopf

Etappe 5: Schwupps – Herbst

Etappe 6: Auf die westliche Seite der Welt

Etappe 7: In die Bretagne. Oder doch nicht?

Etappe 8: Am Atlantik!

Etappe 9: Und dann kam die Flut

Etappe 10: Halber Ruhetag auf der Insel

Etappe 11: Ein Hauch von Heimfahren

Etappe 12: Fini

Epilog: Boot und Bahn

Categories: Radreise

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